Wir stehen für anwendungsorientierten Forschungstransfer auf internationalem Niveau. Als eigenständiges Forschungsinstitut arbeiten wir daran, innovative Technologien zu entwickeln und Geschäftsmodelle vorauszudenken.
Kann man einen Unternehmenserfolg planen oder ist er Random-walk?
Um diese Frage zu beantworten, möchte ich zunächst auf einen der größten unternehmerischen Fehlschläge der Geschichte eingehen. 1492 brach Christopher Kolumbus mit drei Segelschiffen auf, um einen neuen, westlichen Seeweg nach Indien zu entdecken. Dieses Vorhaben hat er sieben Jahre lang vorbereitet und wurde durch seine Hartnäckigkeit sogar von höchster Stelle, dem spanischen Königshaus, finanziert.
Die Unternehmung war auf den ersten Blick ein Desaster: Der geplante Weg wurde nicht gefunden und selbst wenn, hätte dieser auch keine Verbesserung zu dem bekannten Landweg über Vorderasien dargestellt.
Aber Kolumbus entdeckte stattdessen aus europäischer Sicht den amerikanischen Kontinent und machte die spanische Krone dadurch reich. Zwar wurde das ursprüngliche Ziel verfehlt, aber trotzdem war die Unternehmung für die Auftraggeber ein voller Erfolg.
Prof. August-Wilhelm Scheer ist einer der prägendsten Wissenschaftler und Unternehmer der deutschen Wirtschaftsinformatik und Softwareindustrie. Seine Bücher gehören zu den Standardwerken des Geschäftsprozessmanagements; die von ihm entwickelte Managementmethode ARIS für Prozesse und IT wird in vielen Groß- und mittelständischen Unternehmen international eingesetzt. Er ist Gründer erfolgreicher Software- und Beratungsunternehmen. Zu den Unternehmen zählen das Beratungshaus Scheer GmbH, das Softwareunternehmen Scheer PAS GmbH und die imc AG für digitale Lerntechnologien.
Zur Förderung des anwendungsorientierten Forschungstransfers hat er im Jahr 2014 das August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse gGmbH gegründet. Als Unternehmer und Protagonist der Zukunftsprojekte „Industrie 4.0“ und „Smart Service World“ arbeitet er aktiv an der Gestaltung der Digital Economy. 2017 wurde Scheer in die Hall of Fame der Deutschen Forschung aufgenommen.
Ähnliche Beispiele, wenn auch nicht so spektakulär, kann ich aus meinen persönlichen Erfahrungen als Unternehmer beitragen.
Ende der 80er-Jahre startete der IGD-Verlag in München eine neue Zeitschrift namens Information Management (IM), die Themen in fachlich versierter Form zwischen Management und IT vermitteln sollte. In den Herausgeberbeirat wurde ich mit einer Handvoll von Professoren der Wirtschaftsinformatik berufen, die sich in der Herausgeberschaft abwechselten. Im Jahr 1996 übernahm ich das Amt und mein Assistent am Lehrstuhl, Wolfgang Kraemer, übernahm die operative Tätigkeit.
Da die Zeitschrift keinen Gewinn erzielte, wollte der Verlag sie kurz darauf einstellen. Als Herausgeber wollte ich nicht der Totengräber sein und kaufte daher 1996 dem Verlag die Zeitschrift zu einem fünfstelligen D-Mark-Betrag ab. Um die Zeitschrift rechtlich führen zu können, gründete ich das Unternehmen imc (information multimedia communication) GmbH heute imc AG.
Ich war mir sicher, dass ich die Fachzeitschrift profitabel gestalten würde. Das ist sie zwar bis heute nicht, aber sie erfüllt den wichtigen Zweck des Wissenstransfers für den Bereich der digitalen Transformation und wird von dem gemeinnützigen August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse inhaltlich erfolgreich geführt. Wiederum wurde der eigentliche Unternehmenszweck verfehlt, aber die Zeitschrift überlebt in einer nun passenden rechtlichen und wirtschaftlichen Umgebung.
Der Startschuss für ein Learning Management System.
Parallel vollzog sich eine andere Entwicklung. Anfang der 90er-Jahre hatte ich die Idee, dass sich im Zuge der Digitalisierung auch die Lehre an den Universitäten von Tafel und Kreide zu digitalen Lerntechnologien verändern müsste. Für einen „Tag der offenen Tür der Universität des Saarlandes“ schrieb ich auf ein Blatt Papier unter der Überschrift „Lehre 2000“ einige Stichpunkte zu diesem Konzept und gab es einem meiner Assistenten, um daraus ein kleines „mock up“ zu entwickeln. Nachdem dieses Aufmerksamkeit gefunden hatte, wollten wir das Thema weiter wissenschaftlich bearbeiten. Als die Bertelsmann Stiftung ein Forschungsprogramm zur digitalen universitären Bildung ausschrieb, bewarben wir uns darum und erhielten einen Zuschlag. Bei der Bearbeitung entdeckten wir den Bedarf für ein Learning Management System (LMS). Da kein passendes System verfügbar war, entschied ich, mit drei Assistenten ein entsprechendes LMS als Produkt in dem ja eigentlich als Verlag gegründeten Unternehmen imc GmbH zu entwickeln. Ziel des Businessmodells war der kommerzielle Vertrieb des LMS an Hochschulen. Diese waren aber nicht interessiert und das Unternehmen wäre gescheitert, wenn wir nicht stattdessen den Weiterbildungsmarkt gefunden hätten.
25 Jahre imc AG.
In diesem Jahr feiert die imc AG ihr 25-jähriges Jubiläum und ist Marktführer im Raum DACH, Europa und außerdem stark in Asien und hat gute Perspektiven in den USA. Gleichzeitig ist sie Technologieführerin bei Analytics und Headless Software Architekturen mit Low Code für digitale Lernsysteme.
Also: Erstens, ursprüngliches Ziel der imc GmbH als erfolgreicher Verlag gescheitert, aber als rechtlicher Mantel für die Entwicklung des LMS erhalten. Zweitens, Ziel Hochschulmarkt verfehlt, aber Weiterbildungsmarkt gefunden.
Was kann man aus diesen Beispielen lernen?
Wenn Kolumbus nicht in See gestochen wäre, hätte er nicht Amerika entdeckt.
Wenn ich die Zeitschrift IM nicht gekauft hätte, wäre die imc GmbH nicht gegründet worden.
Wenn ich die imc GmbH nicht gegründet hätte, wäre die Idee, sie zur Entwicklung des LMS zu nutzen, nicht entstanden.
Wenn wir die Hochschullehre zur Entwicklung eines LMS nicht als sinnvollen Markt angesehen hätten, wäre uns der Weiterbildungsmarkt, den wir aus dem universitären Umfeld nicht kannten, verborgen geblieben.
Daraus kann man folgende Schlussfolgerungen ziehen:
Man darf keine Angst vor unkonventionellen Entwicklungen haben.
Man darf nicht aufgeben, wenn der erste Anlauf nicht funktioniert, sondern nach dem Zweiten suchen.
Man darf sich von Gegenargumenten, die es immer gibt und auch bei den obigen Entscheidungen vorhanden waren, nicht abbringen lassen.
Die Wege zum Erfolg sind verschlungen und nicht vorhersehbar.
Das Fazit ist, dass man mental in Bewegung sein und bleiben muss. Man muss mutig neue Wege gehen, neugierig und lernfähig sein. Man muss dem Zufall eine Chance geben und günstige Gelegenheiten beim Schopf fassen.
Timing - zum effektiven Umgang mit der Zeit
Wissenschaftler, Unternehmensgründer, Politikberater und Musiker – dies alles vereint unser Gründer und Geschäftsführer Prof. Dr. Dr. h.c. mult. August-Wilhelm Scheer in einer Person. Sein neues Buch Timing – zum effektiven Umgang mit der Zeit handelt von seinen Erfahrungen und Empfehlungen aus den vergangenen Jahren, kombiniert mit einem klaren Blick auf die Zukunft.
Mehr Infos? Mit unserem monatlichen Newsletter immer up-to-date.
Sie möchten über die aktuellen Trends der Digitalisierung auf dem Laufenden bleiben? Dann melden Sie sich jetzt zu unserem monatlichen Newsletter an – kostenlos und jederzeit abbestellbar.
Der Newsletter bietet Ihnen ein breites Spektrum an Informationen rund um das Thema der Digitalen Transformation und informiert Sie über die neuesten Artikel der Fachzeitschrift IM+io.
Bleiben Sie so stets up-to date und erfahren Sie, wie wir Forschung auf die Straße bringen.