Retailing in Zeiten der Digitalisierung

Auch wenn sämtliche Institutionen von der Digi­talisierung betroffen sind, so wird der Handel be­sonders beeinflusst. Handelsunternehmen sind ei­gentlich Prototypen von Plattformen. Die aktuell dominierenden Plattformen kommen aber nicht aus dem Handel. Es erscheint daher in besonde­rem Maße verwunderlich, dass die Handelsbran­chen die Rolle von Plattformen nicht intensiver würdigen, verbunden mit der Frage, warum die großen Handelsunternehmen bisher keine Platt­form etabliert haben, sondern diese neue Markt­möglichkeiten vollständig anderen Akteuren überlassen haben.

Plattformen im Mittelstand – Stolpersteine und Wegweiser

Für den Mittelstand ist das Einführen einer Plattform oft mit vielen Fragezeichen verbunden. Klar ist, es gibt Vorteile, die vor allem in der Langfristigkeit die­ser Lösung und dem deutlichen Nutzen für den End­kunden liegen. Unsicher macht viele Unternehmen die Änderung ihres Geschäftsmodells. Gelingen kann eine Plattformlösung und damit eine Ge­schäftsmodelländerung, wenn sich das Unterneh­men an einige Grundregeln hält.

Neue Technologien werden mit Plattformen koexistieren

Shopify entstand 2004 aus einem Online-Snow­boardshop heraus. Die Gründer Tobias Lütke und Daniel Weinand waren jedoch unzufrieden mit den E-Commerce-Lösungen, die sie vorfanden. Also programmierten sie kurzerhand eine eigene. Heute ist Shopify eine proprietäre E-Commerce-Lösung, die vor allem auf kleine und mittelständi­sche Unternehmen ausgerichtet ist. Eine Payment-Lösung kann ebenfalls integriert werden. Heute beschäftigt Shopify weltweit 3000 Mitarbeiter, ließ mehr als 600.000 Online-Shops entstehen und wies 2017 einen Umsatz von knapp 581 Milli­onen US-Dollar aus.

Marktkonzentration im Visier: Wettbewerb auf digitalen und analogen Plattformmärkten

Plattformmärkte sind zwar kein neues Phänomen, es bestehen jedoch systematische Unterschiede zwi­schen digitalen und herkömmlichen, analogen Platt­formen. Diese Unterschiede können zum Teil erklären, warum die Marktkonzentration auf einigen digitalen Plattformmärkten besonders hoch ist. Bei der wettbe­werbspolitischen Regulierung digitaler Plattformmärk­te sollte die Konkurrenz durch analoge Plattformen berücksichtigt werden, da sie disziplinierend auf marktmächtige digitale Plattformen wirken kann.

Editorial I Plattformen heute und morgen

Welche Macht eine Plattform besitzt, wird an der Zahl ihrer Teilnehmer deutlich. Amazon gilt als der Platzhirsch der westlichen Hemisphäre mit alleine 100 Millionen Prime-Kunden. Alibaba, die Shopping-Plattform aus dem chinesischen Hangzhou, zählt mittlerweile 500 Millionen Nutzer. Auch wenn Plattformen vor allem im Retail-Sektor große öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wird, halten Plattformen doch unterdessen in vielen anderen Branchen Einzug.